Henkel-Pensionär Christian Doeker engagiert sich seit mehr als 20 Jahren im St. Martinszug-Komitee 1925 Krefeld Königshof.
Tanzende Lichter überall im Rheinland: In diesen Tagen sind die Martinszüge unterwegs, in den Städten genauso wie auf den Dörfern. Besonders schön und tief in der Tradition des Stadtteils verwurzelt ist der Martinszug in Königshof am südlichen Rand von Krefeld. Das lokale St. Martinszug-Komitee feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Henkel-Pensionär Christian Doeker arbeitet seit über zwei Jahrzehnten mit im Komitee, im vergangenen Jahr wurde er zum Vorsitzenden gewählt.
Ein Amt, das mit sehr viel Arbeit verbunden ist: „Im August geht’s los, da buche ich die Musikkapellen und schließe die Veranstaltungsversicherungen ab“, nennt Christian die ersten Punkte auf seiner langen To-do-Liste. „Ich kontaktiere die Schulen und hole anschließend die behördlichen Genehmigungen ein, erstelle die Listen für die Sammelteams, denn ohne die zahlreichen Spenden aus der Nachbarschaft könnten wir den Zug nicht auf den Weg bringen – und schon gar nicht die Martinstüten für die Kinder füllen. Die Sammelteams bekommen Flyer mit, die sie an den Türen überreichen oder in die Briefkästen werfen, wenn sie niemanden antreffen. Viele Alteingesessene kennen uns schon lange und halten ihre Spende bereit.“
Am Abend vor dem Martinszug, der in diesem Jahr am Samstag, 8. November, stattfand, treffen sich mehr als 20 Helfer – vom Schulkind bis zum 94-jährigen Senior-Mitglied Paul Juchems – in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Realschule. Christian ist schon Stunden vorher im Einsatz und baut die „Packstraße“ auf: Hinter den Packtischen reihen sich Gitterboxen voller süßer Leckereien aneinander, „aber Äpfel und Orangen kommen auch mit in die Tüten“, versichert er. In diesem Jahr haben die Helfer 1300 Tüten gefüllt – für alle Kinder, die am nächsten Abend mit ihren Laternen durch Königshof gezogen sind. „Wenige Stunden vor dem Start des Zugs kommt der Bäcker mit den Weckmännern, die wir dann auch noch in die Tüten legen“, erklärt Christian. „Extra für uns backt er die Stutenkerle ganz traditionell mit Mandel-Kruste und weißer Tonpfeife. So gibt’s die in keiner Bäckerei mehr zu kaufen.“

Der Martinszug durch die Straßen, den Komitee-Mitglied Georg Eiker als St. Martin hoch zu Pferd und im vollen Ornat des römischen Ritters anführt, und schließlich die Mantelteilung am Martinsfeuer auf dem Sportplatz des Gymnasiums: Für die Kinder ist das aufregend – und für die Erwachsenen pure Nostalgie! „Viele, die hier aufgewachsen und später weggezogen sind, kommen zum Martinszug zurück nach Königshof, um mit ihren Familien und Nachbarn zu singen und zu feiern“, berichtet Hubert Grunow, Christians Vorgänger als Komitee-Vorsitzender.

„Wenn wir schließlich selbst nach Hause gehen“, sagt Hubert, „vorbei an geschmückten Häusern und fröhlichen Menschen, die sich im Vorgarten oder in der Garage um Stehtische versammeln, wenn wir sehen, wie sie die Kinder beschenken, die zum Gripschen kommen – dann ist das die schönste Belohnung für die viele Arbeit.“
Das sieht auch Christian so, der seit seinem fünften Lebensjahr in Königshof lebt. Er wurde vor mehr als 20 Jahren von Komitee-Mitglied Lothar angesprochen, als dieser einen neuen Sammelpartner suchte. „Die Sammler gehen immer zu zweit von Tür zu Tür, doch Lothars Kollege hatte sein Ehrenamt krankheitsbedingt aufgeben müssen“, erinnert er sich. „Als Lothar bei uns klingelte, bat er nicht nur wie in jedem Jahr um eine Spende, sondern er fragte mich, ob ich mit ihm die Sammeltour machen würde.“
Einige Jahr später wurde Christan Stellvertreter des Komitee-Vorsitzenden Hubert Grunow. 2024 folgte der Rollentausch: „Ich habe dafür plädiert, dass Christian den Vorsitz übernimmt, weil ich seine Zuverlässigkeit schätze und davon ausgehe, dass er das Amt viele Jahre ausüben wird“, erklärt Hubert, der nun als Stellvertreter Christian unterstützt.
Für dieses Jahr ist die Arbeit geschafft, und auch Christians zweites Ehrenamt – er ist der Gruppenkontakter der GdHP-Motorradgruppe – erfordert in den kommenden Wochen weniger Einsatz: „Es ist schön, jetzt auch mal wieder abschalten zu können.“ Nun hat er auch wieder Zeit für kleinere Touren mit seinem langjährigen Komitee- und Motorradfreund Frank. Die Motorradräder stehen bereit, und die beiden sind sich einig: „Bei schönem Wetter fahren wir auch im Winter.“
100 Jahre St. Martinszug-Komitee 1925
Eine Chronik voll spannender Geschichte(n)
Zum 100-jährigen Bestehen hat das Komitee eine Chronik zusammengestellt, in der die Geschichte dieser Vereinigung von den Anfängen bis heute spannend und unterhaltsam dargestellt und mit der Legende vom Heiligen Martin verwoben wird. Die Chronik spiegelt auch das Lebensgefühl und die Verbundenheit der Menschen vom Niederrhein wider. Eine der vielen Geschichten erzählt, wie das Komitee es selbst in den härtesten Nachkriegsjahren mit Einfallsreichtum und Tauschhandel geschafft hat, für die Kinder ein schönes Sankt-Martinsfest zu veranstalten – mit Weckmännern!
Die Chronik steht auf der Website des befreundeten Bürgervereins Krefeld-Königshof e.V. kostenlos zum Download bereit: https://www.buergerverein-koenigshof.de