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Hommage an das Bauhaus

100 Jahre Bauhaus: Zahlreiche Ausstellungen, Dokumentationen und Artikel feiern die Formensprache und das Lebensgefühl des Bauhauses, das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Auch Henkel-Pensionär Wolfram Steinhäuser befasst sich seit vielen Jahren mit der Wirkmacht der Bauhaus-Kultur. Im April war er bei der Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums in Weimar und hat darüber einen Artikel verfasst.

Henkel-Pensionär Wolfram Steinhäuser ist auch im Ruhestand als Berater und Fach-Autor für Fußbodentechnik tätig. Mit diesen Aktivitäten stellte ihn „das Netz“ im vergangenen Dezember vor. Falls Sie diesen Artikel (noch einmal) lesen möchten, pdf klicken Sie bitte hier (1.24 MB) . Doch der Thüringer hat auch seit Jahrzehnten ein besonderes Interesse am Bauhaus und dazu eigene Forschungen betrieben.

2019 06 05 Bauhaus Hommage 02Bereits als Student kam er mit Architektur und Design des Bauhauses in Kontakt: Wolfram Steinhäuser hat in den 1960er Jahren ein Ingenieurstudium – Fachrichtung Baustoffverfahrenstechnik – an der damaligen Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar absolviert. Also an dem Ort, wo bis 1926 das Staatliche Bauhaus Weimar tätig war und der seit 1995/96 als Bauhaus Universität Weimar an diese außerordentlich kreative Schaffenszeit anknüpft. Auch während Wolfram Steinhäusers Studienzeit in Weimar fühlten sich einige Dozenten und Forscher dem ganzheitlichen Bauhaus-Konzept verbunden, obwohl dies nicht den Vorstellungen des DDR-Bildungsministeriums entsprach.

Das seit einigen Jahren neu erwachte öffentliche Interesse am Bauhaus und seinen Errungenschaften freut den aktiven Pensionär. Im April besuchte er die Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums in Weimar. Dazu hat er einen Artikel verfasst und mit eigenem Bildmaterial versehen. Die GdHP veröffentlicht Wolfram Steinhäusers Beitrag mit seiner freundlichen Genehmigung:

Neues Bauhaus-Museum Weimar – Ikone des 100-jährigen Bauhauses

Deutschland begeht mit seinen Partnern in der ganzen Welt im Jahr 2019 den 100. Jahrestag der Bauhausgründung als einer der bedeutendsten kulturellen Errungenschaften und Höhepunkte des 20. Jahrhunderts. Das Bauhaus ist der erfolgreichste kulturelle Exportartikel aus Deutschland im 20. Jahrhundert. Ein radikaler Bruch mit Traditionen, eine reduzierte Formensprache und ein neues, befreites Lebensgefühl: Mit dem Bauhaus werden neue Ideen und gewagte Experimente in Architektur, Kunst und Design verbunden. Das Bauhaus existierte zwar nur 14 Jahre, trotzdem wirkt das Bauhaus international bis in die Gegenwart.

Der 5. April 2019 war ein großer Tag für Weimar und das Bauhaus. An diesem Tag eröffnete die Klassik Stiftung Weimar das neue Bauhaus-Museum Weimar und eine Ausstellung über die Moderne um 1900 im Neuen Museum am Gründungsort der Hochschule für Gestaltung. Beide Gebäude liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt, so dass der Besucher nur einen kurzen Weg zurücklegen muss.

Am Festakt zur Eröffnung beider Gebäude am 5. April 2019 nahmen zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teil. Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, sagte: „Die Handschrift der Bauhäusler hat unsere Welt verändert, und ich finde, sehr zum Positiven.“

Das Bauhaus steht auch heute noch weltweit für rationale, funktionale sowie kühne Architektur. Mit dem Begriff „Bauhaus“ verbinden die meisten weiße Flachdachbauten, Stahlrohrmöbel, die Wagenfeld-Lampe und die Bauhaustapete. Doch das Bauhaus war mehr als puristische Architektur und reduziertes Design, es war auch Ideenschule und Experimentierfeld. Es wurde ausprobiert, untersucht und produziert. Dabei ging es vor allem um die Neugestaltung des Alltags. Die Bau-häusler stellten solche Fragen wie: Wie wollen wir leben? Wie wollen wir wohnen? Es ging also auch um das Zusammenleben in der Gesellschaft, Fragen, die heute ebenso aktuell sind wie vor 100 Jahren.

Die teilweise radikalen Ideen und deren Umsetzung stießen und stoßen jedoch nicht überall auf Gegenliebe und Anerkennung. Von Anfang an scheiden sich die Geister an den völlig neuen Bauwerken und Gegenständen. Konservativen Kreisen ist seit jeher das Bauhaus ein Dorn im Auge. Die gestalterischen Prinzipien des Bauhauses konnten sich trotz aller Kritik und Gegenbewegungen auch international durchsetzen und beeinflussen bis heute eine Vielzahl von Architekten, Designern und Künstlern. Zahlreiche Produkte, die vom Bauhaus entwickelt wurden, sind sowohl in ihrer ursprünglichen Form als auch in ihrer Weiterentwicklung bis in unsere Gegenwart nicht mehr wegzudenken.

Hier zwei Beispiele aus dem neuen bauhaus-museum-weimar.

Bauhaus Hommage
Die von Wilhelm Wagenfeld entworfene Tischleuchte MT8 ist sicher das bekannteste Bauhausprodukt. Diese Lampe steht für die Evolution einer neuen Formensprache und verkörpert so die Moderne schlechthin. Die Milchglaskuppel ruht auf verlöteten Metallstreben und einem umlaufenden Metallband. Fuß, Schaft und Kuppel stellen eine Einheit dar, die Proportionen sind stimmig, und die Lichtwirkung ist sehr angenehm. Da der Schirm das Leuchtmittel umschließt, blendet die Leuchte nicht, eine geniale Lösung. Durch den Designboom der 1980er Jahre entwickelte sich diese Bauhaus-Leuchte zu einem modernen Klassiker, der beispielhaft für die gesamte Bauhaus-Ästhetik steht.

Marcel Breuer schuf mit dem sogenannten „Wassily-Sessel“ ein absolut modernes Möbel. Die offengelegte und auf wenige Bauteile reduzierte Konstruktion aus vernickelten, später verchromten Stahlrohr entsprach und entspricht voll und ganz funktionalistischer Maschinenästhetik der Moderne. Die kubische Grundform und das leichte, stabile sowie zerlegbare Gestell stehen im völligen Gegensatz zu den schweren, sperrigen und traditionellen Sitzmöbeln – vollkommen im Sinne des neuen Designs mit der Betonung auf Licht, Raum und Struktur. Der eigentliche Durchbruch dieses Sessels kam allerdings erst 1962 durch die Neuauflage seitens der italienische Firma Gavina. Hier entstand auch der Name „Wassily-Sessel“ B3.

Wolfram Steinhäuser

 

Auf nach Weimar

GdHP-Gruppen, die in Weimar die Ausstellungen zum Bauhaus-Jubiläum besuchen wollen, können sich hier informieren: https://www.weimar.de/kultur/veranstaltungen/bauhaus-100/

Auch Wolfram Steinhäuser gibt Ihnen gerne Tipps für eine Tour auf den Spuren des Bauhauses. Sie erreichen ihn per Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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