Henkel-Pensionär Dr. Wolf-Achim Roland und seine Frau Hanna haben in diesem Sommer ihre Dokumentation der Insekten in ihrer näheren Umgebung fortgesetzt. Hier ihr Bericht der Saison:
Dass es so etwas gibt – das habe ich ja noch nie gesehen!
So kann man staunen, wenn man der heimischen Insektenwelt begegnet.
Aufgrund der eingeschränkten Reisemöglichkeiten haben wir uns in diesem Jahr noch intensiver mit den vielfältigen Insekten in unserer näheren Umgebung beschäftigt. Durch das Messtischblatt (https://de.wikipedia.org/wiki/Messtischblatt) 4807, das auch unser Wohngebiet umfasst, laufen von Nord nach Süd zwei grüne Bänder: vom Unterbacher See nach Südhilden und von den Feuchtgebieten am Spörkelbruch, über den ehemaliger Segelflughafen, Sandberg, Ohligser Heide zum Engelsberger Hof.
Und dort, wo die Natur noch einigermaßen intakt ist, findet man die vielfältigste Fauna. So haben wir in 2021 zum ersten Mal Kamelhalsfliegen beobachtet – sogar an verschiedenen Stellen:
Ganz stolz sind wir darauf, allein in diesem Jahr 25 verschiedene Arten von Bockkäfern (Cerambycidae) gefunden und fotografiert zu haben. Darunter den hier gezeigten mit einer Wespen-ähnlichen Zeichnung.
Insgesamt ist die Vielfalt bei den Käfern besonders groß, sowohl was die Formen als auch die Zeichnungen und Farben anbetrifft, wie z.B. bei diesem bizarren Blattroller.
Die fast unübersehbare Anzahl von Wespen fasziniert mit den delikaten Strukturen. Die Räuber fliegen meist eifrig um die Blüten und halten Ausschau nach einer Beute. Nur selten setzten sie sich und können fotografiert werden.
Auf dem Sandberg und in der Ohligser Heide wohnen die solitären Sandbienen.
Die Tag-Schmetterlinge, Anzeiger einer intakten Umwelt, sind seltener geworden. Unsere Lieblinge sind die Nachtfalter, die 91% aller Schmetterlinge umfassen. Mit der neuen UV-Lampe konnten wir in 2021 schon 200 verschiedene Arten dokumentieren.
Wir haben dies Jahr auch erstmals Pheromone eingesetzt. Nachdem wir am späten Nachmittag eine kleine Viole mit einer klebrigen Substanz geöffnet hatten, dauerte es nur 10 min bis zwei wunderschöne Pfauenspinner, die wir bisher hier noch nie gesehen hatten, das Fläschchen umflatterten.
Auch mit einem Rotwein-Zucker-Köder haben wir experimentiert. Dabei wurde interessanterweise das flügellose Weibachen des Geometriden Agriopis marginaria angelockt. Es kann nur krabbeln – oder wird vom deutlich größeren Männchen transportiert.
Besonders faszinierend sind oft die Micro-Lepidoptera, also kleine oder sogar sehr kleine Schönheiten wie die Faulholzmotte der Gattung Alabonia.
Natürlich fanden wir in der Natur auch wieder viele der oft auffallenden Raupen der Nachtfalter.
Die in Deutschland über 800 Arten Wanzen sind – wie die Falter - meist interessant gemustert oder bizarr. Einige kommen auch nachts ans Licht.
Bei einem Kurztrip nach Karlstadt im Frankenland konnten wir im Juli 21 erstmals in Deutschland den wärmeliebenden Schmetterlingshaft (Ascalaphidae) fotografieren, eine der drei in Mitteleuropa vorkommenden Arten.
Fast alle Fotos wurden mit einer Canon EOS-Digitalkamera mit Makro-Objektiven (60 mm bzw. 100 mm) fotografiert. Interessanterweise gelingen auch mit dem iPhone sehr gute Nahaufnahmen, vor allem, wenn das Objekt etwas größer ist und ruhig sitzt – wie der Haselblattroller.
Alle hier gezeigten Fotos sind in der Website inaturalist.org eingestellt.
Als Naturwissenschaftler galt für mich jeher: Genau hinschauen! Dann erschließen sich neue Welten.
Wolf-Achim und Hanna Roland
Solingen, August 2021