Intern | Samstag, April 20, 2024
Betrüger am Telefon? Auflegen oder austricksen!

Woran lassen sich betrügerische Anrufer erkennen? Als Hilfestellung hat Armin Friesendorf, Datenschutzbeauftragter der GdHP, eigene Erlebnisse mit dubiosen Anrufern in Gedächtnisprotokollen notiert. Seine Abwehrmethode: Er trollt die Anrufer, bis diese entnervt das Gespräch abbrechen. Die Trickser so virtuos auszutricksen, erfordert allerdings einiges an Nervenstärke. Wer sich das nicht zutraut, sollte einfach den Hörer auflegen – spätestens dann, wenn die „Polizei“ nach Wertsachen im Haus fragt. Meldet sich der Anrufer mit Firmennamen wie „Microsoft“ oder „Amazon“, können Sie gleich die rote (Aus-)Taste drücken. Denn: Diese Firmen melden sich grundsätzlich nie per Telefon, es sei denn, Sie haben in einer Nachricht an den Kundenservice ausdrücklich um Rückruf zu einem konkreten Anliegen gebeten.

Betrüger melden sich aber nicht nur am Telefon. Ebenso gern versenden sie Mails, in denen sie – getarnt als Telefonie-Anbieter oder auch als Behörde – nach persönlichen Daten oder auch Einzugsermächtigungen fragen. Solche sensiblen Informationen fordern „echte“ Behörden und Institutionen niemals per E-Mail von Ihnen. Doch nicht immer ist die kriminelle Masche so leicht durchschaubar. Wie also lässt sich feststellen, ob Nachrichten und Absender „seriös“ sind oder nicht? Dazu gibt Armin Friesendorf ebenfalls praktische Hinweise. 

Hier der Erfahrungsbericht von Armin Friesendorf:

Zur Information: Meine geschilderten Reaktionen am Telefon beruhen darauf, dass ich sofort nach dem ersten Satz wusste, worum es hier ging. Daher ist der Ablauf nicht ganz so, wie er bei einem ahnungslosen Teilnehmer gewesen wäre. Aber der Einstieg in das Gespräch ist immer ähnlich und sollte sofort die Alarmglocken läuten lassen.

Den genauen Wortlaut kann ich nur ungefähr aus dem Gedächtnis wiedergeben.

Betrugsmasche 1 am Telefon – Falscher Polizeibeamter

Hier geht es darum, dass angeblichen Polizeibeamten Gold, Wertsachen und Bargeld direkt ausgehändigt werden soll.

Anruf 1:

  • Telefonanruf irgendwann im Oktober 2020 um etwa 22:15 Uhr (!)
  • AF: Melde mich mit Namen.
  • Anrufer: (ganz atemlos und aufgeregt) Herr Friesendorf, hier Kommissar XY, in Ihrer Nachbarschaft wurde eingebrochen.
  • AF: Schweigen (bin zwar sofort im Bilde, weiß aber auf Anhieb nicht, was ich sagen soll)
  • Anrufer: Herr Friesendorf, haben Sie verstanden, in Ihrer Nachbarschaft wurde eingebrochen?
  • AF: (OK, alles klar, jetzt etwas Verarsche) Das ist interessant. Können Sie mir sagen, wo das war? Ich möchte ein paar Fotos machen.
  • Anrufer: (Verblüfftes Schweigen, dann) Wie bitte, Sie wollen fotografieren?
  • AF: Ja. Ich möchte dort ein paar Fotos machen.
  • Anrufer: Legt auf.
  • Anmerkung: Schade, ich hätte etwas mitspielen sollen und schauen, worauf er hinauswollte.

Anruf 2:

  • Telefonanruf am 20.01.21, 10:20 Uhr, scheinbar eine Nummer aus dem Raum Bonn (022815544).
  • AF: Melde mich mit Namen.
  • Anrufer: Hier Oberkommissar XY. Herr Friesendorf, in Ihrer Nähe wurde eingebrochen, in der Beispielnamensstraße.
    (Das ist tatsächlich direkt in der Nachbarschaft. Hier hätte ich mich allerdings fragen können, warum mich ein Polizeibeamter aus Bonn und nicht aus Düsseldorf anruft.)
  • AF: (nach kurzem Zögern) Und was bedeutet das jetzt für mich?
  • Anrufer: Sie sind doch Armin Friesendorf?
  • AF: (So, jetzt gebe ich mich als mein eigener Sohn aus!) Nein, das ist mein Vater. ??
  • Anrufer: Wir haben einen der Täter festgenommen und bei ihm einen Zettel mit mehreren Namen gefunden, wo weitere Beute zu finden ist. Darunter auch der Name von AF. Die Adresse stimmt doch: AF wohnt Mustermann-Straße 72 in Düsseldorf-Musterviertel?
  • AF: (Zögere etwas) Stimmt so.
  • Anrufer: Es ist geplant, dass bei AF eingebrochen wird, da auf der Liste steht, dass dort etwas zu holen ist. Hat AF Gold und Wertsachen im Haus?
  • AF: Nein, hat er nicht.
  • Anrufer: Benötigt AF vielleicht Polizeischutz?
  • AF: Nein, ich werde meinen Vater jetzt informieren, daher benötigt er keinen Polizeischutz.
  • Anrufer: Legt kommentarlos auf.

Anmerkung: Der Anrufer sprach einwandfrei deutsch, hatte aber einen leichten Akzent. Weiterhin wurde das Gespräch ständig zerhackt, es gab wohl erhebliche technische Probleme, die es bei der echten Polizei garantiert nicht gegeben hätte. Im Hintergrund waren weitere Gespräche zu hören – entweder sollte eine Polizei-Leitstelle vorgetäuscht werden oder das Geschäft lief auf Hochbetrieb.

Zur korrekten Nachbarschaft: Namen, Telefonnummer und Adresse finden die Kriminellen im Telefonbuch. Dann ist es leicht, mittels Google Maps oder ähnlichen Programmen eine passende benachbarte Straße, sogar mit Hausnummer, herauszusuchen.

Dennoch ist es ratsam, die eigene Adresse nicht im Internet zu veröffentlichen, vor allem dann nicht, wenn der Kontext Rückschlüsse erlaubt. Aus dem Artikel, den Sie gerade lesen, geht beispielsweise hervor, dass ich Datenschutzbeauftragter der GdHP bin. Die oben aufgeführten Straßennamen und Adressen habe ich hier bewusst verfremdet, während der Anrufer im Telefonat sehr wohl eine reale Straße in meiner Nachbarschaft nannte, ebenso wie meine korrekte Adresse, die er von mir bestätigt bekommen wollte.   

Betrugsmasche 2 am Telefon – Falscher Microsoft-Mitarbeiter

Hier geht es darum, wegen angeblichem Virusbefall des Computers Zugangsdaten zu den Provider- und den Bankkonten zu erhalten und anschließend das Bankkonto leer zu räumen.

Anruf 3:

  • Telefonanruf irgendwann Mitte 2020 während des Tages.
  • AF: Melde mich mit Namen.
  • Anrufer: Hier ist XY, Firma Microsoft. Besitzen Sie einen Windows-Computer?
  • AF: (da ich diese Masche schon kenne, wimmele ich kurz ab) Nein, ich habe einen Apple-Computer.
  • Anrufer: Bedankt sich und legt auf (immerhin höflich)
  • Anmerkung: Der Anrufer sprach Englisch.

Anruf 4:

  • Telefonanruf am 18.01.2021, vormittags, unbekannte Nummer.
  • AF: Melde mich mit Namen.
  • Anrufer: Hier ist XY, Firma Microsoft. Besitzen Sie einen Windows -Computer?
  • AF: (OK, spielen wir etwas mit.) Eine Frage, wer ist Microsoft?
  • Anrufer: (Kurze Verblüffung) Das ist eine amerikanische Firma mit Sitz in Kalifornien. (Stimmt so nicht ganz)
  • AF: Aha.
  • Anrufer: Haben Sie denn einen Windows-Computer?
  • AF: Nein, ich habe ein Telefon.
  • Anrufer: Legt auf.

Anmerkung: Diesmal sprach der Anrufer Deutsch mit (möglicherweise gefaketem) amerikanischen Akzent. Schade, ich hätte etwas mitspielen sollen und schauen, worauf er hinauswollte. Andererseits kann man die Leute mit solchen Antworten abwimmeln, wenn man nicht einfach auflegen will.

Betrugsmasche 3 – Gefälschte Telekom-Mails

Besonders häufig kommen in letzter Zeit E-Mails, angeblich von der Telekom, in denen darauf hingewiesen wird, dass die Sicherheit des Telekom-Logins gefährdet ist, das E-Mail-Konto gesperrt wird, wenn man es nicht verifiziert, dass eine Sicherheitsüberprüfung erfolgen muss, usw. Man soll die Zugangsdaten mit Passwort eingeben, später vermutlich auch die Kontodaten.

Diese Spam-Mails kann man meist folgendermaßen erkennen:

1. Die Anrede ist „Lieber Kunde, Liebe Kundin…“ oder einfach nur „Guten Tag“. Die Telekom schreibt aber die Kunden grundsätzlich mit Namen und Adresse an, wenn es tatsächlich um das eigene Konto geht, und verlangt niemals die Bekanntgabe von Passwörtern. Das gilt natürlich auch für andere seriöse Unternehmen.

2. Meist gibt es im Text etliche Rechtschreib- und Formulierungsfehler.

3. Die angegebene Absender-Adresse ist nicht die der Telekom, auch wenn sie sehr ähnlich aussieht. Das gleiche gilt für Links zur angegebenen Telekom-Internetseite.

Manchmal steht auch irgendwo „noreply@telekom“ oder ähnliches, um eine Telekom-Adresse vorzutäuschen. Fährt man mit dem Mauszeiger darüber, sieht man, dass es lediglich eingefügter Text ist und kein Telekom-Link.

Adressen wie „meinkonto-telekomdienste“ oder ähnlich haben nichts mit der Telekom zu tun. Das gilt auch für T-Online-Adressen wie „hotline.tel@t-online“.

Weitere aktuelle Betrugsmaschen am Telefon sind angebliche Handwerker, die in der Wohnung den Telefonanschluss oder den Feuermelder oder ähnliches überprüfen müssen, um Zutritt zur Wohnung zu erhalten und dann unauffällig nach Wertsachen und Geld zu suchen. Meist sind es zwei Personen, von denen einer den/die Wohnungsinhaber/in ablenkt.

Echte Unternehmen melden sich in solchen Fällen immer zuvor schriftlich an! (as/af)

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