Intern | Dienstag, Mai 07, 2024

55 Jahre lang haben sich „Die müden 11“ an jedem zweiten Donnerstagabend zum Kegeln getroffen. Jetzt ließ der Club zum letzten Mal die Kegel fallen.

Mit ein paar Kegelrunden und einem gemeinsamen Abendessen in vertrauter Geselligkeit endete eine Ära: Der Kegelclub „Die müden 11“ – gegründet 1962 von Henkel-Mitarbeitern der damaligen Abteilung Anlagenbuchhaltung – wird nicht mehr kegeln. „Das Alter, der Rücken, die Knochen!“: Kurz und knapp nennt Club-Senior Günther Willikonsky die Gründe für diese gemeinschaftlich getroffene Entscheidung. „Wir wollen uns aber“, fügt er hinzu, „weiterhin treffen, zum Essen oder auch zu gemeinsamen Ausflügen.“

Der erste Kegelabend am 2. Oktober 1962 verlief bei weitem nicht so geruhsam wie der letzte: „Gleich zu Beginn warf einer von uns die Kugel ein wenig zu hoch. Sie landete nicht auf der Bahn; stattdessen traf sie die Neonröhre an der Decke“, erinnert sich der inzwischen 88-jährige Henkel-Pensionär Günther Willikonsky. „Nicht nur auf der Kegelbahn wurde es zappenduster, sondern gleich im ganzen Lokal: Der Treffer hatte einen Kurzschluss ausgelöst. Da hat uns der Wirt ruck-zuck vor die Tür gesetzt.“

In den 1960er Jahren war Kegeln ein beliebter Freizeitspaß – und auch Günther Willikonsky und seine Kollegen wollten ran an die Kugeln. „Keiner von uns konnte kegeln, doch im Lauf der Jahre lernten wir die Technik“, erzählt Richard Jansen, der ebenfalls von Anfang an dabei war. „Manche von uns wurden richtige Asse und traten auch bei Turnieren an.“

Der Name „Die müden 11“ ergab sich „aus der Zahl der Gründungsmitglieder und unserer Verfassung nach einem langen Arbeitstag“, erklärt Willikonsky mit Schalk im Blick. „Doch beim Kegeln kehrten unsere Lebensgeister schnell zurück. Es waren immer fröhliche Abende – alle zwei Wochen donnerstags.“

Zeitweise stieg die Zahl der Mitglieder auf 14; dabei blieben die müden 11 jedoch ein reiner Männerclub. Immerhin: „Kolleginnen konnten als Gäste mitkegeln“, erläutert Richard Jansen die aus heutiger Sicht anachronistischen Gepflogenheiten, zu denen auch das Siezen beim Kegeln gehörte. Die Welt war damals noch eine andere, auch bei Henkel: „An einem Donnerstagabend sah unser Chef auf der Heimfahrt das Auto seiner Sekretärin vor unserem Kegellokal stehen und zitierte mich gleich am nächsten Morgen in sein Büro“, erzählt Günther Willikonsky. „Er fürchtete, dass beim Kegeln Interna besprochen würden und wollte daher die Teilnahme seiner Sekretärin unterbinden. Aber Arbeit ist Arbeit, und Freizeit ist Freizeit – das leuchtete auch unserem Chef ein.“

Für die jüngeren Mitglieder des Mehrgenerationen-Clubs klingen diese Anekdoten wie Erzählungen aus einer sehr weit zurückliegenden Vergangenheit: Dirk Marschke ist mit 48 Jahren das jüngste Mitglied, der Kassierer Jörg von der Wippel ist zwei Jahre älter. Mehr als die Hälfte der zuletzt acht Mitglieder ist hingegen annähernd oder sogar deutlich über 80 Jahre alt und hat diese „ferne“ Vergangenheit lebhaft in Erinnerung.

Auch wenn keiner der Senioren weitere Zerrungen, Hexenschüsse und andere Blessuren beim Kegeln riskieren möchte, ist die Unternehmungslust nach wie vor groß: „Im nächsten Sommer“ kündigt Günther Willikonsky an, „gehen wir wieder zusammen auf die Düsseldorfer Kirmes – so wie jedes Jahr. Da küren wir dann an der Schießbude unseren Schützenkönig.“

(as)

Die müden Elf

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